Protest geht weiter

IG Metall und Politik kritisieren Siemens

01.12.2017 | Eine Stunde vor der Mitarbeiterversammlung protestierten gestern 500 Beschäftigte des Siemens Standortes Offenbach. "Euer Druck hat dafür gesort, dass wir heute die Unterstützung aller Parteien aus dem hessischen Landtag bekommen," sagte Marita Weber, erste Bevollmächtigte der IG Metall Offenbach, auf der Kundgebung. Als »nur noch zynisch« bewertet sie ein Schreiben des Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser an die Siemens-Beschäftigten, in dem er den Interessenvertretern mangelnde Kooperation vorwarf und ihnen die Schuld für die Verunsicherung der Beschäftigten gab: »Das ist schon eine Frechheit. Alleine in Offenbach stehen hunderte Arbeitsplätze auf dem Spiel und die Konzernleitung versucht in dieser Situation, die Belegschaft zu spalten«, kritisiert Weber dieses Vorgehen.

Jörg Köhlinger, Bezirksleiter des IG Metall Bezirks Mitte: »Wir werden uns gegen das bloße Plattmachen von Arbeitsplätzen und Standorten zur Wehr setzen. Diese Unternehmenspolitik ist nicht nachhaltig, sie ist verantwortungslos und von sozialer Kälte und kurzfristigen Profitinteressen geleitet. Der Konzernvorstand hat eindeutig die rote Linie überschritten. Die Beschäftigten, die Betriebsräte und die IG Metall können und werden diesen Job- und Standortkahlschlag keinesfalls akzeptieren«. Er verwies auf die Aussage von Kaeser zum Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl, dass es sich dabei auch um ein Versagen der Eliten handele. "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung," sagte Köhlinger und bekam großen Beifall von den Kolleginnen und Kollegen.

 

Die Vizepräsidentin des hessischen Landtages, Heike Habermann und SPD-Abgeordnete sicherte den Beschäftigten die volle Unterstützung der SPD-Fraktion zu. CDU-Bundestagsabgeordneter Björn Simon sagte: "Der betriebsbedingte Stellenabbau bietet keine Diskussionsgrundlage und muss vom Tisch. Janine Wissler, Fraktionsvorsitzender der Linken im Landtag rief den Kolleginnen und Kollegen zu: "Wir brauchen Industriearbeitsplätze in Hessen, denn die Wertschöpfung findet nicht an der Börse statt." Der FDP-Landtagsabgeordnete Jürgen Lenders und parlamentarische Geschäftsführer seiner Partei äußerte: "Ich erwarte von einer Unternehmensführung, dass sie neue Geschäftsfelder erschließt und zusammen mit den Mitarbeitern die Zukunft gestaltet." Er nannte Manager wie die Siemens-Führung "Nieten in Nadelstreifen". Er erntete damit viel Applaus und Zuspruch. Als Verteilungskampf von oben bezeichnete Grünen-Bundestagsabgeordneter Wolfgang Strengmann-Kuhn die Pläne der Siemens-Konzernleitung.

Auf der anschließenden Mitarbeiterinformation des Unternehmen wurde nach wie vor von einer Entscheidung gesprochen, die alternativlos sei. Auf Fragen von Beschäftigten wurde weiterhin ausweichend geantwortet.

 

2017-11-30-Presseinformation Kundgebung


Von: mw

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